Roter Bleistift hakt eine Liste abIn seinem aktuellen Blogbeitrag zum Coaching Kongress 2015 wirft Dr. Thomas Bachmann einen kritischen Blick auf Firmeninteressen, die hinter Coachingaufträgen stehen können.

Wenn ein Unternehmen in eine Leistung investiert, ist es nur legitim, wenn es auch wissen möchte, was aus der Investition wird. Also wird abgeschätzt, gesteuert, kontrolliert und evaluiert. Aber geht das auch mit Coaching? Kann man Coaching wie eine Dienstleistung behandeln? Lassen sich Lernen, Entwicklung und Veränderung von Menschen gezielt steuern?
In den letzten 20 Jahren hat sich Coaching im Organisationskontext rasant verbreitet. Kaum eine Organisation, die Coaching noch nicht entdeckt hat und vor allem für ihre Führungskräfte und Managementpersonen nachfragt. Dabei zeigt sich in der Art und Weise, wie Coaching jeweils implementiert ist, welche Theorie von Lernen und Entwicklung in der betreffenden Organisation vorhanden ist oder noch vielmehr, welches Bild vom Zusammenwirken von Menschen und Organisationen existiert. Stellen wir uns ein Kontinuum von Steuerung und Kontrolle vor, so finden wir auf der einen Seite Organisationen vor, welche ihre Coachingprozesse hochgradig steuern und vor allem auch inhaltlich darauf Einfluss nehmen wollen, was im Coaching geschieht: Zielvereinbarungen, Zwischenfeedbacks, Abschlussgespräche, Evaluationen u.a. charakterisieren den Coachingprozess. Am anderen Ende des Kontinuums finden wir Organisationen, die so gut wie keinen Einfluss auf das Coaching nehmen. Sie vertrauen auf die Professionalität der Coaches und die Kompetenz der Mitarbeiter.
In meinem Vortrag auf dem HAM Coaching-Kongress möchte ich darüber sprechen und mit den Teilnehmern in Dialog treten, dass Coaching vor allem dann am besten ist, wenn es absichtslos zur Unterstützung und Begleitung von Menschen mit Verantwortung in Organisationen angeboten wird. Dies setzt eine coachingfreundliche Organisationskultur voraus, die von Vertrauen und Verantwortung geprägt ist. Wenn jedoch Coaching eingesetzt wird, um damit fehlende Führungskultur, organisationsstrukturelle Schieflagen, verdeckte Konflikte oder heimliche Personalentscheidungen zu bearbeiten, ist es so wenig wirksam, wie das berühmte „Pflaster auf‘s Holzbein“ und außerdem schade um das Geld. Hinzu kommt, dass uns Coaches solche Aufträge keinen Spaß machen und man dem Ansehen von Coaching im Kontext von Organisationen damit keinen Gefallen tut.

Mehr von Dr. Thomas Bachmann: www.berliner-coachingtag.de sowie Wirtschaft & Weiterbildung 3/2015

Aktuelle Veröffentlichung: Der Coach, der Forscher, die Pille und ihre Nebenwirkungen. Organisationsberatung, Supervision, Coaching: Band 22, Heft 1 (2015), Seite 87-100

Dr. Thomas Bachmann

Der Diplom-Psychologe und DBVC-SeniorCoach Dr. Thomas Bachmann ist Gründungsmitglied und Seniorpartner der artop GmbH sowie Trainer, Berater und Coach. In seinem Vortrag am 1. Kongresstag, 26.03.2015 von 14:15 bis 15:00 Uhr können Sie mit ihm ins Gespräch über Firmeninteressen im Coaching kommen.

Details zum Vortrag finden Sie hier.