Verschiedene Formen der Beratung

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Was ist Coaching im beruflichen Kontext?

Ein Gastbeitrag von Rainer Zellmer

Gerade in der Personalentwicklung werden die Anforderungen für Coaching zunehmend komplexer. Basierend auf der quantitativen und qualitativen Entwicklung des heutigen Coachings muss ein hoher Qualitätsstandard herrschen. Die Kriterien hierfür finden sich explizit in der Beziehungs-, Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität.

Eine Garantie für die Einhaltung dieser Kriterien ist allgemein nur schwer zu gegeben. Schon aus dem Grund, da der Begriff Coach weder geschützt ist, noch eindeutig einem speziellen Bereich zugeordnet werden kann. Subjektiv empfunden entfernen sich mittlerweile immer mehr Aktive, sogar ganze Verbände, von der reinen Bezeichnung Coaching oder versuchen es regelmäßig neu zu definieren.

Ist Coaching gleich Beratung?

Seit einigen Jahren taucht immer wieder Hilfe zur Selbsthilfe als Synonym für Coaching auf – möglicherweise um eine kurze, transparente und passende Definition für die Allgemeinheit zu kreieren. Laut Schulte (2013; S. 14 ff.) ist diese Bezeichnung jedoch irreführend, da diese Aussage

  • paradox formuliert und damit missverständlich ist,
  • falsch, denn Coaching ist gar keine Hilfe, weder fremd noch selbst und
  • nicht nur von Coaches benutzt wird, sondern auch u.a. von Entwicklungshelfern und Streetworkern.

Andere tauschen den Begriff Coaching sogar banal mit Beratung. Wobei die Beratung als „eine freiwillige, kurzfristige, oft nur situative, soziale Interaktion zwischen Ratsuchenden (Klienten) und Berater mit dem Ziel, im Beratungsprozess eine Entscheidungshilfe zur Bewältigung eines vom Klienten vorgegebenen aktuellen Problems durch Vermittlung von Informationen und/oder Einüben von Fertigkeiten gemeinsam zu erarbeiten“ (Schwarzer & Posse, 1986; S. 634) zu definieren ist. Natürlich kann im Coaching-Prozess auch situativ Fachwissen vermittelt werden, es sollte aber nicht zum Hauptinhalt werden. Nach Rauen (2008; S. 11) ist Coaching als Prozessberatung von der reinen Fachberatung abzugrenzen, der Coach kann aber bei bestimmten Anliegen des Klienten auch als fachlicher Ansprechpartner fungieren wenn er um einen Ratschlag oder eine persönliche Stellungnahme gebeten wird. Es kann also von einer Art von Beratung ausgegangen werden.

Voraussetzungen für professionelles Coaching

Um Qualität im Coaching halbwegs garantieren zu können ist eine psychologische Schulung des Coaches, die mit fortschreitender Erfahrung zur Professionalität führt, besonders wichtig. Coaching setzt auch immer eine Beziehung zwischen Coach und Klient, ein begleitendes bzw. unterstützendes Wirkverhältnis zwischen zwei oder mehreren Personen voraus (Radatz, 2010; S. 16), wobei der Inhalt nicht übereinstimmend definiert und somit als individuell anzusehen ist. Demzufolge ist das Ziel auch als neutral zu bewerten. Der Coach übernimmt die Verantwortung für die Gestaltung des Coaching-Prozesses und der Klient für den Inhalt. Coaching richtet sich ebenso immer nur an psychisch gesunde Menschen (u.a. Drath, 2012; S. 16; Greif, 2008; S. 59). Diese werden bei ihren Anliegen beraten, begleitet und unterstützt um zu lernen, etwas zu leisten oder sich weiterzuentwickeln (DBVC, o.J.). Daraus lässt sich folgern, dass Coaching im beruflichen Kontext eine professionelle Beratungsform ist, eine Beziehung zwischen Coach und Klient, in der der Coach die Verantwortung für die Gestaltung des Coaching-Prozesses und der Klient die inhaltliche Verantwortung übernimmt. Der Inhalt wird vom Coach individuell gestaltet und sollte zur Verbesserung der Erreichung selbstkongruenter Ziele führen. Der Klient wird bei der Bewältigung von Aufgaben begleitet, unterstützt und professionell beraten, um sich selbst weiterzuentwickeln oder um Lern- und Leistungsprozesse in Gang zu setzen.

Kurz gesagt, es geht im Business-Coaching um die professionelle Unterstützung und Begleitung von Individuen bei ihrer persönlichen Entwicklung.

 

Rainer Zellmer

Rainer Zellmer war Student der Wirtschaftspsychologie und ist seit 2015 Lehrbeauftragter der HAM in Erding. Besonders intensiv befasst er sich mit den Themen Blended Learning, Action Learning und Resilienz

 

 

 

 

Terminhinweis: DCG-Tagung

Mit Coaching im Unternehmen setzt sich auch die Coaching-Tagung der Deutschen Coaching Gesellschaft DCG am 08. Oktober 2016 in Heidelberg auseinander. Für alle, die bereits am Coaching-Kongress in Erding teilgenommen haben, gibt es eine Vergünstigung von 170,-€ statt 220,- € zzgl. MwSt. bei einer Anmeldung bis 09.09.2016.

Ziele der Tagung

Die Tagung, an der Sie unter anderem Prof. Dr. Greif, Prof. Möller und Dr. Böning erleben können, hat die Ziele:

  • einen Beitrag zur Professionalisierung von Coaching zu leisten
  • die Interdisziplinarität von Coaching aufzuzeigen
  • Coaching-Angebot und -Nachfrage zusammenzubringen

 

Wann und Wo:

Samstag, 8.10.2016 in der Print Media Academy in Heidelberg. Information und Anmeldung unter http://www.decg.de/tagung-coaching/

 

Quellen zum Beitrag von Rainer Zellmer:
DBVC (Deutscher Bundesverband Coaching e.V.), (o. J.). Definition Coaching. Online: [http://www.dbvc.de/der-verband/ueber-uns/definition-coaching.html], Abruf 14.07.2016.
Drath, K. (2012). Coaching und seine Wurzeln. Erfolgreiche Interventionen und ihre Ursprünge. München: Haufe-Lexware GmbH.
Greif, S. (2008). Coaching und ergebnisorientierte Selbstreflexion: Theorie, Forschung und Praxis des Einzel-und Gruppencoachings. Göttingen: Hogrefe Verlag.
Radatz, S. (2013). Beratung ohne Ratschlag: Systemisches Coaching für Führungskräfte und BeraterInnen; ein Praxishandbuch mit den Grundlagen systemisch-konstruktivistischen Denkens, Fragetechniken und Coachingkonzepten. 8. Auflage. Wien: literatur-vsm.
Rauen, C. (2008). Coaching: Praxis der Personalpsychologie. 2. Auflage. Göttingen: Hogrefe.
Schulte, T. (2013). Der Weg zum professionellen Coach: Coaching für Fortgeschrittene. Weinheim, Basel: Beltz Verlag.
Schwarzer, C., & Posse, N. (1986). Beratung. In: B. Weidenmann & A. Krapp (Hrsg.) Pädagogische Psychologie (S. 631 – 666). München: Urban & Schwarzenberg